28 Oktober 2011

2011



Das Ende der Saison 2010 bedeutete fast das Ende aller Sportlichkeit. Nach dem XTERRA am Genfer See verletzte ich mich bei einem Unfall schwer und die Ärzte sagten meinen Eltern, dass ich mit einem mehrfach gebrochenen Becken und Rippen, des gerissenen Zwerchfells und Darms, dem Schädelhirntrauma und weiteren Kleinigkeiten wie Lungen- und Herzprellung, Schnitte und Prellungen nie wieder an Sport denken müsse.

Eigentlich - EIGENTLICH - wollte ich mich 2011 vom ambitionierten sporteln verabschieden, da ich „im Kopf“ müde und der geschundene Körper nach über 20 Jahren Triathlon ausgepowert war. Die letzten Rennen in 2010 waren nur noch ein Durchhangeln und mit Glück und Hartnäckigkeit konnte ich die Europaserie des XTERRA als Sieger in meiner Klasse abschliessen.

Seltsamerweise fasste ich noch im Krankenhaus neue Kraft, Motivation und Mut wieder zu schwimmen, radeln und zu rennen. Viel (vorgeschoben?) Zuspruch erfuhr ich durch mein Umfeld, meine Ärzte - insbesondere Prof. Dr. Degreif - motivierten mich weiterhin und eine Idee wuchs: ich wollte 2011 wenigstens einen Triathlon finishen. Zuversichtlich gings in Reha nach Bad Krotzingen und ab da und in Freiburg stieg ich ins Wasser zum schwimmen. Nie vergessen werde ich meine ersten Schwimm-Meter mit Danilo der extra eigens anreiste. Auf dem Ergometer in der Reha stellte ich bald Rekorde in Sachen Dauer und Wattzahlen auf (ok, nicht besonders schwer in einer Reha-Einrichtung) und ich perfektionierte meinen Walking-Laufstiel und auch da ging es bald mit Pulsmesser über die Felder.

Noch im Dezember die erste kleine Skitour mit Robin, im Januar dann schon etwas auf das Rad und in das Wasser - aller Anfang war doch mehr als mühsam aber vorherrschend war noch Physiotherapie, Reha und Walking! Langsam ging es aufwärts! Im April dann wieder der nächste Rückschlag: die langen Schrauben wurden aus dem Becken entfernt und ich lag wieder im Krankenhaus bzw danach im Krankenbett. Das erste MTB-Rennen in Riva war dann eher als „Event“ als sportliche Herausforderung zu sehen. Ab Mai konnte ich dann die ersten richtigen Laufeinheiten absolvieren! Mit Anja gings dann auf die Bahn und wir zogen unsere Runden mit dem Ziel beim Esslinger Stadtlauf zu finishen. Zuvor wollte ich wieder eine Startnummer an meiner Brust sehen und startete bei kleinen Läufen: Plochingen mit Platz 5, Ebersbach mit Platz 1 (mein erster Saisonsieg) ließen dann einen kleinen Hoffnungsschimmer zu. Ein erster Triathlon über die Sprintdistanz in Hassmersheim war ok (mehr aber auch nicht) und ich überarbeitete meine eigenen sportlichen Zielen noch einmal: mit dem MTB-Rennen (nur 3 min langsamer als ein Jahr zuvor auf der selben Strecke) in Willingen war ich zufrieden (immer ein Wochenende mit Spassfaktor) und „nur“ 12 min hinter Eric Zabel.

Vielleicht wollte ich mit dem ersten Liga-Start in Erbach zu viel: ein DNF (did not finish) über eine olympische Distanz ist nicht akzeptabel und das Rennen kam vielleicht zu früh, immerhin: auf dem Rad konnte ich meine Duftmarke hinterlassen - mehr aber auch nicht. Dann in und am und im Schluchsee letztmalig für die erste Mannschaft in der Baden Württembergischen Liga (andere Prioritäten und Ziele stehen im Vordergrund): immerhin schaffte ich es in der etwas ersatzgeschwächten Mannschaft in die Wertung und ich kann die Liga-Bühne mit erhobenen Haupt verlassen. Das Rennen in Schluchsee ist immer noch eines der Highlights in Baden Württemberg - ein Klassiker halt. Meine Schwester war auch am Start und natürlich der gesamte Familien-Fanclub und die Esslinger Fancrew war vor Ort- hat Spass gemacht und so sollte es sein.


Ein paar Rennen wie der Summertime Triathlon (mehr schlecht als Recht aber ganz nette Veranstaltung), ein Triathlon in Darmstadt mit ansteigender Tendenz und Platz 3 (Anja bei Ihrem ersten Triathlon Platz 5) und ein kleiner Stadtlauf in Stuttgart (Platz 1) und schon waren wir wieder in Zittau - bekannter Weise eines meiner Lieblingsrennen überhaupt und in der XTERRA Serie im speziellen, also sozusagen ein Highlight: EM und DM in einem Rennen - wann gab es das schon mal??? Langsamer wie die Jahre zuvor aber trotzdem: die Strecke liegt mir (Anja weniger: schlimmer Sturz) und mit dem neuen Carver CPS flog ich über und nicht in die Steine: wenn nur das laufen nicht gewesen wäre, aber wo soll die Form auch herkommen. Mit Platz 10 (EM) und Platz 6 (DM) war ich dann doch zufrieden, nur der Rückstand auf die vorderen Plätze war größer wie die Jahre zuvor.

Zum Saisonabschluss (den XTERRA in der Schweiz ließ ich aus ;-)) stand noch ein Spontaner MTB Marathon auf dem Programm (mit zufrieden stellendem Ergebnis) und dann noch die Baden Württembergischen Duathlonmeisterschaften im Cross bildeten den herbstlichen Abschluss (mit guter Bikeleistung) und ein würdiger Saisonabschluss am Abend mit dem Live-Stream des Hawaii-Triathlon bis morgens 3:30 H und der überragenden Leistung von Ben und Jörg aus Esslingen.

Der geschundene Körper hat sich nun erholt, das Rad ist neu vermessen, alles Metall ist aus dem Körper gezogen und die Motivation bei 100 % angelangt. Beim schreiben fällt mir auf, dass ich 1993 meinen ersten Ironman in Roth absolvierte - ohne jeglichen technischen Schnickschnack - das heißt ich sollte nach 20 Jahren auch noch mal in Roth starten :-). Aber vor 13 kommt 12 und in 2012 werde ich also erst mal in Mallorca den Ironman 70.3 (auf bestimmt mir liegenden Strecken: Pollenca über die Tankstelle wieder nach Inca runter und zurück nach Alcudia) absolvieren mit dem Ziel die Quali für Las Vegas und ein vernünftiges Vorbereitungsrennen für den IRONMAN in Frankfurt, danach gehts dann auf jeden Fall wieder nach Zittau und mal sehen, was der Rest des Jahres noch so bringt :-). Die neuen Strecken auf Maui gefallen mir sehr gut - zumindest was ich auf XTERRA TV gesehen habe.

Noch mal Danke an die, die an mich geglaubt haben und an die, die es nicht getan haben und mich somit motiviert haben.