21 Oktober 2011

Coming Up: XTERRA Hawaii

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Jan Frodeno
Zu gern würde sich der Südafrikaner Conrad Stoltz am kommenden Sonntag auf Maui als erster Fünffach-Weltmeister der Geschichte feiern lassen. Und damit ein bisschen von der Aufmerksamkeit zurückholen, die im Moment noch zwei andere auf sich ziehen.
Zu beweisen, dass man als Xterra-Profis sein Geld wert ist, ist dieser Tage gar nicht so einfach. Denn für die besten Cross-Triathleten der Welt wird sich der Kampf um die Aufmerksamkeit der Medien und der Fans bei der WM auf Maui in diesem Jahr wohl auf die knapp 150 Minuten zwischen Startschuss und Zieleinlauf verdichten. Davor - und vermutlich auch danach - schreiben andere die Schlagzeilen: Quereinsteiger wie der siebenmalige Tour-de-France-Sieger Lance Armstrong oder Triathlon-Olympiasieger Jan Frodeno, der seinen Trip ins Surfer-Paradies als kleinen Motivations-Trip eingebaut hat, bevor es in der Vorbereitung auf die geplante Titelverteidigung 2012 in London ernst wird.

Finstere Mine bei Stoltz

Gute Werbung für den Xterra, keine Frage. Doch die Gefahr, dass einer der beiden Fremdgänger am Sonntag ganz vorn landet, ist geringer als im Jahr 2006, als der Goldmedaillengewinner von Athen, Hamish Carter, bei seinem Auflug nach Hawaii gleich den Titel abräumte. Der Neuseeländer hatte zuvor bereits die Ozeanien-Meisterschaften gewonnen. Dennoch soll sich die Mine des Titelverteidigers Conrad Stoltz kurz verfinstert haben, als er vor knapp drei Wochen von Jan Frodenos Startabsichten erfuhr. Der Südafrikaner hatte gemeinsam mit seinem Landsmann und Xterra-Kollegen Dan Hugo unlängst die Gelegenheit, in seiner Heimat einige MTB-Touren mit Frodeno zu absolvieren. "Ich bin sicher, dass seine Fahrtechnik ihn auf Maui nicht ausbremsen wird", lobt Hugo. Gefährlich könnte Frodeno den Favoriten gleichwohl eher in den anderen beiden Disziplinen werden, auch wenn er seine derzeitige Form lieber etwas relativiert: "Ich habe die vergangenen Wochen auf Hawaii eher nach dem Spaßprinzip gelebt und nur trainiert, wenn mir danach war. Genug, um hier nicht Letzter zu werden, aber zu wenig, um den Jungs über die gesamte Distanz Dampf zu machen", sagt der Saarbrücker vor seinem Debüt.

"Ein Sieg wäre eine Überraschung"

Lance Armstrong hat sein Xterra-Debüt bereits hinter sich: Bei den US-Meisterschaften in Utah belegte der 40-Jährige Ende September Platz fünf. Mit Spaß hatte der Auftritt allerdings wohl weniger zu tun, einige der Xterra-Profis monierten anschließend, Armstrong füge sich mit seinem Ehrgeiz und seiner Verbissenheit noch nicht so richtig in die relaxte Xterra-Szene. "Ich war geschockt von der hohen Intensität, den Wechseln und von der starken Konkurrenz", sagt Armstrong selbst über das Rennen, das der französiche Dauerbrenner Nicolas Lebrun gewann. Und brennt erneut vor Ehrgeiz: "Utah ist einen Monat her und ich habe seitdem hart trainiert und mich auf Maui vorbereitet. Vielleicht reicht es zu einem Platz unter den ersten fünf oder zehn, vielleicht wird es auch besser. Ein Sieg wäre allerdings auch für mich eine große Überraschung."

Fragezeichen hinter Dibens Form

Als Topfavorit auf dem komplett neuen WM-Kurs an der brandungsreichen Nordwestküste Mauis gilt erneut der vierfache Xterra-Champion Conrad Stoltz. Die technisch etwas weniger anspruchsvolle, dafür aber sehr wellige Radstrecke dürfte dem kraftvollen Südafrikaner mindestens ebenso liegen wie die alte an der Flanke des Haleakala-Vulkans. Auf dem Laufkurs mit seinen zahlreichen kurzen Rampen und scharfen Wenden dürften dann Mut und Erfahrung eine besondere Rolle spielen. Zu den Favoriten zählen außerdem Dan Hugo (RSA), Nicolas Lebrun (FRA), Eneko Llanos (ESP), Olivier Marceau (SUI), Michael Weiss (AUT), der US-Amerikaner Josiah Middaugh und, mit Einschränkungen, der zweifache Hawaii-Champion und Norseman-Sieger Tim DeBoom (USA) sowie der Chemnitzer Ronny Dietz. Hohe Favoritin im Feld der Damen ist in Abwesenheit der Titelverteidigerin Shonny Vanlandingham erneut die Kanadierin Melanie McQuaid, denn die dreifache Xterra-Weltmeisterin Julie Dibens (2007-2009) muss nach dem vorzeitigen Ausstieg vor zwei Wochen beim Ironman auf Hawaii wegen eines Ermüdungsbruchs im Mittelfuß für mehrere Wochen pausieren. Die Österreicherin Carina Wasle, vor vier Wochen bei den US-Meisterschaften überraschend nur Elfte, hat ebenso wie die australische Weltcup-Starterin Erin Densham allenfalls Außenseiterschancen.
Jens Richter