Welcher
Sportler kennt das nicht: Der neu aufgestellte Trainingsplan hat
unheimlich viel Spaß gemacht, Muskeln wurden ausgiebig beansprucht, der
Ehrgeiz war geweckt. Doch die Quittung für die intensive sportliche
Betätigung kommt oft gleich am nächsten Tag, wenn der Körper sich
schmerzhaft bemerkbar macht – Diagnose Muskelkater.
Hauptsächlich betroffen sind Gelegenheitssportler, doch auch gut
trainierte und routinierte Sportler kennen die Muskelschmerzen. Denn
nach einer Trainingspause, nach Wettkämpfen oder bei neuen, ungewohnten
Reizen, erwischt der Muskelkater jeden.
Meist klingen die Schmerzen nach spätestens einer Woche von allein
ab, doch sollten die schmerzenden Muskeln keineswegs auf die leichte
Schulter genommen werden: Neben der beeinträchtigten Leistungsfähigkeit
kann aus einem starken Muskelkater im schlimmsten Fall ein
Muskelfaserriss resultieren. Was also tun – Augen zu und durch? Oder
gibt es einen effektiven Weg aus der Muskelkater-Misere?Was ist eigentlich Muskelkater?
Die
Hypothese, dass eine Übersäuerung der Muskeln mit Laktat die Schmerzen
verursacht, wurde verworfen: Nach dieser Theorie müsste Muskelkater dann
entstehen, wenn besonders hohe Laktatwerte gemessen werden können. Dies
ist vor allem bei Kurzstreckenläufern der Fall.In der Praxis klagen jedoch vor allem meist ungeübte Mittel- und Langstreckenläufer über schmerzende Muskeln. Zudem weist das Laktat eine Halbwertzeit von lediglich bis zu 20 Minuten auf. Muskelkater tritt jedoch erst mit Stunden oder sogar einem Tag Verzögerung zur Betätigung auf. Zu diesem Zeitpunkt ist das Laktat längst abgebaut.
Heute weiß man, dass die Ursache für das Phänomen Muskelkater in der akuten Überbelastung von Muskeln liegt. Durch diese entstehen sogenannte Mikrotraumen, winzige Risse in den Mikrostrukturen der Muskeln. Dazu kommt es, wenn zum Beispiel das individuelle sportliche Leistungsniveau erhöht wird, es bei Wettkämpfen zur Überschreitung der Belastungsgrenze kommt oder im Training durch falschen Ehrgeiz und Selbstüberschätzung überpowert wird.
Die Folge: Entzündungen im Muskelgewebe
Der
Organismus beantwortet diese Rissbildung mit einer Entzündungsreaktion.
Gewebewasser dringt in die betroffene Region ein, Ödeme bilden sich,
die Muskelfaser schwillt langsam an und wird gedehnt. Der wahrgenommene
Dehnungsschmerz ist der Muskelkater. Dieser tritt jedoch erst nach 12
bis 24 Stunden ein, wenn verschiedene bei den Mikrorissen entstandene
Stoffe aus dem Muskel ausscheiden, dann mit den Nervenzellen in Kontakt
kommen und so den Schmerz verursachen. Die mitunter starken Schmerzen
können bis zu einer Woche anhalten.Warum entsteht die Entzündung?
Zum Hintergrund: Entzündungsprozesse sind positive Abwehr- und Heilreaktionen, die unser körpereigenes Reparationssystem automatisch in Gang setzt, um den entstandenen Schaden über eine komplexe Reaktionskette zu beheben. Schmerz ist zunächst ein positives Symptom und dient dem Selbstschutz.
Was man gegen Muskelkater tun kann, lest ihr auf der nächsten Seite.
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Fotos: Christian Behnke, Wobenzym